Karl Biehlig - Anekdoten

Zeichnung mit Ehepaar und Horn

verliebt in sein Horn Zeichnung von Alois Kellner
für seinen Freund, Karl Biehlig

Wunschtraum nach dem Krieg:

Nach Beendigung des Krieges und in den ersten Jahren danach war Karl Biehlig nur 'Haut und Knochen'. Mit Blick auf bessere Zeiten sagte er da gelegentlich: Ich wünsche mir einen Bauch, so groß, daß ich mein Horn darauf stellen kann! So weit ist es dann doch nicht ganz gekommen. Schon auf den Bildern aus den fünfziger Jahren hatte er ein rundliches Gesicht und später zu tun, sein Gewicht wieder zu reduzieren.

1. Brahms Alphornthema:

In der 1. Sinfonie von Johannes Brahms hat das 1. Horn eine bekannte Solostelle, ein Alphornthema, das Brahms in Erinnerung an seinen Urlaub in der Schweiz komponierte. Karl Biehlig legte in dieses Solo stets alle Kraft. Nach seinen persönlichen Schilderungen blies er diese Stelle unter Hermann Abendroth bis es ihm wahrhaftig schwarz vor den Augen wurde. Danach lächelte ihm Abendroth zu.

Immer wieder die 5. Sinfonie:

Die 5. Sinfonie von Beethoven gehörte zum absoluten Standardrepertoire unter Hermann Abendroth. Beethoven gehört ja zu den drei großen B's der Symphoniker: Beethoven, Brahms, Bruckner. Entsprechend häufig wurden dazu auch Proben angesetzt. Auch heute ist wieder Probe. Abendroth betritt den Saal, wechselt kurz ein paar Worte und beginnt mit der Probe. Er hebt den Taktstock, gibt den Auftakt und das Orchester setzt ein: Di Di Di Daaa Di Di Di Daaa .... Verstört lässt er den Taktstock wieder sinken; das Orchester hatte sich vorher untereinander abgesprochen und spielte heimtückischer Weise die ersten Takte der 5. Sinfonie ('wie das Schicksal an die Türe klopft'), aber die stand heute gar nicht auf dem Programm.

Der Siegfriedsruf:

In der Oper 'Siegfried' von Richard Wagner kommt die Stelle an der Siegfried den Drachen mit dem Horn aus seiner Höhle lockt. Zu diesem sogenannten Siegfriedsruf, einer überaus heiklen Probespielstelle, muß der 1. Hornist allein hinter die Bühne. Auch Karl Biehlig hat den Ruf am Weimarer Nationaltheater oft blasen müssen. Das Problem ist, daß nach Beendigung des Rufes nicht viel Zeit bis zum nächsten Einsatz im Orchester bleibt. Dazu standen stets zwei Helfer bereit, die die Türen offen hielten. Mit Sturmesschritten ging es danach quer über die Hinterbühne, den langen Gang entlang, die Treppe hinunter und ans Orchesterpult zurück. Dabei mußte man noch aufpassen, daß man sich keine Schramme ans wertvolle Instrument holte. Heutzutage macht man es sich da meist leichter und setzt zwei Hornisten ein.

Peter Damm auf dem Dachboden:

Der weltbekannte Hornist Peter Damm war nicht nur ein hochtalentierter Schüler, er war auch außerordentlich fleißig. Während seiner Studienzeit bei Karl Biehlig übte er oft so lange bis die Musikhochschule geschlossen wurde. Eines Tages stieg er kurz vorher mit der Leiter auf den Dachboden des Gebäudes, um dort ungestört weiter üben zu können. Leider kam der Hausmeister dahinter und der emsige Student mußte gemaßregelt das Gebäude verlassen.

Die verbotene Probe:

Peter Damm hatte als Schüler der Spezialschule für Musik eine Bläservereinigung gegründet. Aufgrund einer ideologisch-motivierten Fehlentscheidung wurde diese verboten. Am 'schwarzen Brett' erschien dazu der Aushang ... die Durchführung weiterer Proben ist untersagt, die Schulleitung. Davon unbeeindruckt kündigte Peter Damm im Aushang darunter die nächste Probe an. Aufgrund dieses Vorfalls wurde Peter Damm der Schule verwiesen und machte den Umzug der Einrichtung nach Belvedere (1953) nicht mit. Karl Biehlig aber erkannte den Unsinn dieser Entscheidung und unterrichtete ihn über ein Jahr lang kostenlos weiter bis Peter Damm doch noch sein Musikstudium aufnehmen konnte.
Zur Zeit dazwischen äußert sich Peter Damm selbst folgendermaßen: Das Jahr vom 3. Oktober 1953, dem Tag meiner ersten Mugge bei Carl Ferrand und der Weimarer Orchestergemeinschaft, bis zum Studienbeginn im Herbst 1954, war das Jahr in dem ich 'Musik von der Wiege bis zur Bahre' gemacht habe, mit dem Horn im Rucksack über die Dörfer zur Tanzmusik gefahren bin und dabei viel gelernt habe, was in Belvedere nie möglich gewesen wäre ....

Erich und Karl August:

Erich M. gehörte auch zu jenen Studenten von denen Karl Biehlig sagte nur die Besten machen Blödsinn. Vom Fenster der Musikhochschule schauend sah Erich gemeinsam mit einem Studienkollegen auf das Denkmal des kunstsinnigen Großherzogs Karl August herunter. Beide stellten fest, daß die Tauben den altehrwürdigen Herrscher gar unflätig beschmutzt hatten. Da sie gerade nichts besseres zu tun hatten, nahmen sie den Feuerwehrschlauch von der Rolle, schlossen ihn an und bespritzten das Denkmal vom darüber stehenden Fenster aus mit reinigendem Wasser. Leider stellten sie erst zu spät fest, daß der Schlauch möglicherweise noch vom Großherzog selber stammte. Aus vielen kleinen Löchern sprühten kleine Fontainen auf den Parkettfußboden der Hohen Schule. Wasser lief durch die Decke und eine saftige Bestrafung folgte auf dem Fuße.

Du sollst zählen!:

...zweihunderteinunddreißig, zweihundertzweiunddreißig, ... . Karl Biehlig wälzt sich unruhig im Bett hin und her. Er kann nicht schlafen, immer wieder ertappt er sich beim Zählen. Gerade am Vortag fand eine Orchesterprobe statt. Bei einem Stück sind lange Pausen und wenn man den richtigen Zeitpunkt zum Einsatz nicht verpassen möchten, dann muß man zählen und zählen ... zweihundertvierundachtzig, zweihundertfünfundachtzig, ... . Das ist ein Preis, den man als Orchestermusiker zahlen muß. Auch Pausen können sehr anstrengend sein.
Unter den Hornisten der Weimarischen Staatskapelle gibt es einen, der zählt oft nicht mit. Er macht es sich leicht und verläßt sich auf seine Kollegen. Die haben das natürlich längst gemerkt und ärgern sich darüber. Den wollen sie kurieren! Sie machen sich aus, bereits beim Takt Nummer 184 die Hörner hoch zu nehmen und so zu tun, als ob der Einsatz im Takt 185 beginnt. Es handelt sich dabei um eine ähnlich klingende Stelle. So geschieht es denn auch, der arglose Kollege verläßt sich auch diesmal auf die anderen. Aber er ist der einzige, der an dieser Stelle auch bläst ... der Dirigent schaut ihn erschrocken an. Seitdem hat auch dieser Kollege immer mitgezählt.

Fasching im Orchester:

Faschingszeit - auch die Orchesterwanne der Weimarischen Staatskapelle ist geschmückt und die Musiker sehen etwas anders aus als gewohnt. Der Klarinettist Alois K. trägt eine Maske. Er besitzt das absolute Gehör, was auch unter Musikern selten ist, seinem Ohr entgeht nichts. Es naht der Augenblick des Einsatzes: Alois nimmt seine Klarinette zur Hand und versucht das Mundstück des Instrumentes in die Mundöffnung seiner Maske zu schieben. Dies geht etwas schwer, gerade noch rechtzeitig rutscht das Mundstück an die richtige Stelle. Leider hat er im Eifer (der Blick ist auch etwas behindert) die falsche Klarinette gegriffen. Davon unbeeindruckt spielt er seine Solostelle um einen Ganzton zu hoch, es klingt schauderhaft. Die Geiger suchen verzweifelt ihre Töne...

Rote Woche mit Frau Dr. B.:

Nach den Semesterferien wurde in der DDR stets die sogenannte 'Rote Woche' durchgeführt, damit nicht die Studenten vom rechten Pfad der Ideologie abkamen. Auch an der Franz-Liszt-Hochschule in Weimar war das nicht anders. Die einzelnen Veranstaltungen wurden auch von den bedauernswerten Hochschullehrern der Instrumentalsparte geleitet, aber damit sie keine Fehler machten, wurde ihnen ein Gesellschaftswissenschaftler zur Seite gestellt bzw. gesetzt. Für Karl Biehlig war das eine der schlimmsten Veranstaltungen im ganzen Jahr, dachte er doch ganz anders.
Eine solche Veranstaltung hatte Karl Biehlig zusammen mit Frau Dr. B. durchzuführen. Sie sprach in überzeugten Worten über die Bedeutung der Eroica (3. Sinfonie von Beethoven) für die Musik der Arbeiterklasse. Karl Biehlig, solchen ideologischen Vereinnahmungen gegenüber besonders allergisch, hörte mit wachsendem Ingrimm zu, konnte sich doch Beethoven nicht mehr dagegen wehren. Er schaute in die vor ihm sitzenden Reihen der Studenten und unterbrach seine Kollegin energisch: Es tut mir leid, das sehe ich ganz anders. Für mich beschreibt dieser Satz schon immer eine Hochzeit der Maikäfer.. Natürlich war das nicht ernst gemeint. Dies war eine der wenigen Veranstaltungen dieser Art die nicht in Vergessenheit gerieten.

Die Trompete als Waffe:

An der großen Wandzeitung der Franz-Liszt-Musikhochschule befindet sich ein neuer und schlecht geschriebener Beitrag mit dem reißerischen Titel: 'Musik als Waffe', frei nach dem ideologisch ausgeschlachteten Essay von Friedrich Wolf 'Kunst ist Waffe'. Jeder der es liest denkt sich seinen Teil dazu und schweigt. Auch Karl Biehlig ist grimmig, und er kennt den sich hier anbiedernden Studenten der Ihn geschrieben hat. Bei der nächsten Zwischenprüfung muß auch dieser Trompeten-Student vorblasen. Seine Vorstellung ist eine Zumutung für die Prüfungskommission. Karl Biehlig ergänzt die abschließenden Leistungseinschätzung mit den Worten: Bevor Sie Musik als Waffe benutzen wollen, sollten Sie erst einmal Trompete blasen lernen!. Die Proteste des Studenten finden kein Gehör...

Bunte Eier am Klavier:

Im Studierzimmer der Hornklasse von Karl Biehlig am Platz der Demokratie (Karl Biehlig sprach immer nur vom 'Platz der Diktatur') befand sich ein Klavier. Eines unglückseligen Tages steht er eng ans Klavier gelehnt, beugt sich über das Notenpult des Instrumentes und bespricht mit seinen Studenten eine wichtige Stelle in den Noten. Dabei gerät einer der Beteiligten unversehens an die offen stehende Tastaturklappe und das Holz fällt kraftvoll nach unten. üblicherweise gibt es dann immer einen recht lauten Schlag, diesmal war alles ganz anders... Noch eine Woche danach hatte der bekannte Hochschullehrer Schmerzen.

Der Oboist und das Klo:

Oboisten gelten als Sonderlinge unter den Musikern. Ob das wirklich so ist weiß niemand so genau, aber es wird erzählt. Eines unglückseligen Tages will ein angehender Oboist gerade das WC verlassen und zieht die reinigende Leine an der Wand. Aufgrund einer Fehlfunktion hat der Wasserstrahl nicht die erwartete Wirkung und schleudert den peinlichen Inhalt der Schüssel an die Wände der einsamen Kabine ... und auf den entsetzten Studenten. Eine ganze Woche lang wagte kein Mensch mehr die einzige Toilette auf der Etage zu betreten, wer sollte denn das wieder sauber machen. Bis Karl Biehlig ein Machtwort sprach: Junge, es tut mir leid, aber du mußt deine Sch... selbst wieder wegräumen. Und so geschah es dann auch.

Der Fleck im Topfboden:

Musiker gelten häufig als Pedanten, das bringt der Beruf wohl mit sich. Auch Karl Biehlig machte es sich häufig schwerer als unbedingt notwendig. Er war sich nie zu schade, seiner Frau im Haushalt zu helfen. Eines Tages nimmt er sich die Töpfe vor. In einem ist auf dem Boden ein unschöner Fleck, der muß natürlich weg. Auf den Hinweis der Topf ist alt, ich kauf mir lieber einen neuen hört er nicht mehr. Er nimmt ein Scheuermittel und reibt den Topfboden. Der Schweiß rinnt schon von der hohen Stirn, aber der Fleck will nicht weichen. Er wird sogar größer. Am Ende ist der Fleck doch beseitigt, aber an seiner Stelle klafft ein Loch.

Hochschulabschluß ohne Bratwürste?:

über viele Jahre war es üblich, daß sich die Hornklasse am Lindenberg 1 gelegentlich zum Bratwurstessen einfand. In solch netter Gemeinschaft schmeckte alles natürlich noch besser und es wurden große Mengen dieser Thüringer Spezialität und einige Biere vertilgt. Absoluter Spitzenreiter wurde Andreas K., er brachte es auf 9 Würste, natürlich mit Brötchen. Karl Biehlig kommentierte diese Veranstaltungen so: Kein Schüler erhält den Hochschulabschluß ohne den Nachweis erbracht zu haben, daß er auch Bratwürste braten kann!.

Wo bleiben die Noten?:

Es ist üblich, daß für internationale Musikwettbewerbe ein Auftragswerk komponiert wird. Dies wird dann recht kurzfristig zugeschickt, um die Bedingungen etwas zu erschweren.
Karl Biehlig ist sehr beunruhigt. Noch immer fehlen die Noten für das Pflichtstück zum Musikwettbewerb in München. Schon längst hätten sie ankommen müssen. Schließlich stellt sich heraus, dass der Zoll der DDR die Noten zurückhält. Offensichtlich wurde vermutet, daß es sich um geheime Botschaften des Klassenfeindes handelt. Dazu muß man sagen, daß die Notation zeitgenössischer Musik mitunter eher an einen Schnittmusterbogen erinnert als an klassische Noten. Die Noten gelangten trotz intensiver Bemühungen nie an ihren Bestimmungsort.

... aber wir machen die Musik:

Heute wird in der Hornklasse Biehlig Kammermusik geprobt. Gnadenlos läßt der bekannte Hornlehrer seine Schüler ständig wiederholen. Besonders hart werden die hohen Hörner getroffen. In einer schließlich gegönnten Pause jammern sie ein wenig. Darauf meint einer von der unteren Stimmlage: Ich könnte noch lange weiter so blasen!. Darauf Karl Biehlig, der selbst ein hoher Hornist war: Das will ich dir schon glauben, aber wir machen die Musik!.

Die geborstene Fensterscheibe:

Wenn es erforderlich war, hatte Karl Biehlig einen sehr lauten, durchdringenden Hornton. Beim üben in seinem Studierzimmer hatte er bemerkt, daß bei einem bestimmten Ton stets eine Fensterscheibe mitklirrte – eine Resonanz. Eines Tages stellte er sich mit dem Horn vors Fenster und blies was das Zeug her gab. Es machte klick und die Scheibe hatte einen Riß bekommen.

Das Tonbandgerät:

Notenmaterial sowie Unterrichtsutenlien jeglicher Art waren an der Franz Liszt Hochschule stets sehr rare Artikel. Karl Biehlig läßt sich nicht lumpen und bringt gelegentlich auch sein privates Tonbandgerät mit, um wichtige Bandaufnahmen vorführen zu können. Auch heute hat er das vor. Leider ist sein 'Trabant' gerade in der Autowerkstatt. Kurz entschlossen nimmt er das Gerät in die eine und sein Horn in die andere Hand und nimmt den Fußweg über den Kasernenberg. Dieser Weg ist zwar 'nur' gut einen Kilometer lang, aber schon ein gutes Stück vor den etwa 120 Treppenstufen zu seinem Unterrichtszimmer, er wußte genau wie viele das sind, bereute er seinen Entschluß bitter. Die Arme wurden immer länger, den das gute alte Smaragd wog um die 13 Kilogramm. Aus diesem Grunde wurde diese heroische Tat nie wiederholt.

Das Hohe C im Nachthemd:

Auch im Alter von über 60 Jahren übte Karl Biehlig täglich und war in bläserischer Hinsicht topfit. Wenn er am Abend gut gelaunt war und nur mit seinem weißen Nachthemd bekleidet gerade ins Bett gehen wollte, nahm er oft sein Horn noch einmal vom Schrank, setzte es an und blies einmal kurz das hohe C mit Piano. Meist hatte er Erfolg mit diesem bei Hornisten gefürchteten Einsatz, lächelte und verabschiedete sich ins Bett.

Kannst Du das auch blasen?:

Der Sohn W. hat Hornunterricht bei Karl Biehlig, der mittlerweile schon über 60 Jahre alt ist. Heute stehen u.a. wieder einmal Etüden von Henri Kling auf dem Programm. Heimtückisch fragt er den Vater, ob er denn auch eine bestimmte Orchesteretüde zur Symphonia Domestica von Richard Strauß (das schwerste Stück einer anderen, überaus anspruchsvollen Sammlung) spielen könne. Karl Biehlig hatte sich vorher nur kurz eingeblasen, sagt mit erstem Gesicht und einem spitzbübischen Funkeln in den Augen: Her mit den Noten! und bläst alles fehlerfrei, das hohe E schmettert er im strahlenden Fortissimo heraus. Lächelnd gibt er die Noten wieder zurück.

Rindvieh z.K.:

Karl Biehlig geht zum Fleischer. Auf seinem Merkzettel steht u.a. 'Rindfleisch z.K.', was wie jeder weiß 'zum Kochen' bedeutet. Mit einem toternsten Humor à la Karl Valentin, seinem verehrten Landsmann, verlangt er bitte ein Kilo Rindvieh ZK. Was wie jeder wußte für das Zentralkomitee der unfehlbaren Staatspartei SED stand. über die Reaktion der vielen Leute im Laden ist nichts bekannt.

Legt mir nicht so einen großen Stein aufs Grab!:

Auf dem Grab des 1956 verstorbenen Dirigenten Hermann Abendroth steht ein großer Findling. Karl Biehlig zeigte eine große Verehrung für den langjährigen Weimarer Generalmusikdirektor und kommentierte das so: Stellt mir ja nicht auch so einen schweren Brocken auf mein Grab, das drückt so. Sonst komme ich wieder und spuke!

Sie waren viel zu laut!:

Es ist mir nicht bekannt, ob sich die folgende Begebenheit in der Weimarischen Staatskapelle zutrug, aber mein Vater erzählte sie gelegentlich: Ein Gastdirigent probt für das bevorstehende Konzert. Er gehört zu den weniger sympathischen Zeitgenossen und seine Ansprüche kommen recht überheblich daher. An einer kritischen Stelle bricht er immer wieder ab und fordert die Hornisten forsch auf noch leiser zu blasen. Das geht so eine ganze Weile fort, da meldet sich schließlich der erste Hornist mit hochrotem Kopf zu Wort und sagt: Was wollen sie denn eigentlich, leiser geht es nicht mehr, jetzt hat von uns gar niemand mehr mitgeblasen!.

Ach, spielen sie doch was sie wollen!:

Auch die folgende Begebenheit ist möglicherweise nicht in der Weimarischen Staatskapelle passiert: Ein Gastdirigent probt. An einer Stelle bricht er ab, irgendwie gab es da Probleme mit der Harmonie. Er fordert den Tubisten auf, seinen Ton einmal allein vorzublasen. Es erschallt ein Ton von unwägbarer Tiefe. Der Dirigent ist sich nicht sicher und fordert den Tubisten auf: Spielen sie doch bitte einmal F! Der Ton ist noch tiefer, man glaubt jede einzelne Schwingung zählen zu können. Auch das paßt nicht so richtig. Der Dirigent gibt nicht auf: Spielen sie doch bitte einmal E! − mit dem gleichen zweifelhaften Erfolg. Der Dirgent winkt ab und sagt: Ach, spielen sie doch was sie wollen!.

Reden wir von etwas Schönerem!:

In seinen letzten Lebensjahren machte die Gesundheit nicht mehr so mit und es ging Karl Biehlig gelegentlich 'hundeelend'. Trotzdem verlor er nie seinen trockenen Humor. Auf die Frage wie es ihm den ginge, antwortete er dann oft: Reden wir doch von etwas Schönerem. Oder wenn eine langjährige Kollegin auf Nachfrage von ihren gesundheitlichen Problemen sprach, sagte er: Jetzt fängst du auch schon mit diesem Quatsch an..

Einen Teddy für Papi:

Alljährlich zum 19. März trafen sich die Studenten und ehemaligen Studenten bei Karl Biehlig, um seinen Geburtstag zu feiern. Manche nahmen dazu lange Wege im Kauf und so waren in bestimmten Jahren 50 Personen oder mehr in der relativ kleinen Wohnung 'Am Lindenberg 1' zu Gast. Kaffee und Kuchen gab es darum Schub um Schub. In späteren Jahren mußte deshalb im benachbarten Waldschlösschen gefeiert werden. Einige der ehemaligen Studenten waren meinem Vater besonders eng verbunden und so war es auch möglich und glaubhaft, daß Horst G. halb im Scherz 'Papi' sagte. Deshalb schenkte er meinem Vater auch einen großen Teddy; mit dem habe ich dann noch gelegentlich gespielt.